Das Mondfest

Ja, dieser Eintrag ist etwas verspätet, da ich die Fotos von Fabian immernoch nicht bekommen habe.

Dieses Jahr haben wir uns gemeinsam mit den Schülern und Lehrern der Senior 3 getroffen und gekocht. Jede Gruppe sollte zwei Gerichte kochen, wobei wir natürlich etwas Deutsches dazu beigetragen haben.

Nach einem ziemlich langen Nachmittag, der aus Einkaufen, Zeugs hochschleppen, Kochen, Spülen... und so weiter bestand.

Um es dann einmal auszuprobieren, wie es ist, in China in einer MInderheitentracht herum zu laufen, habe ich meine Nu-Tracht angezogen. Die ganzen Leute fanden das ziemlich gut, kann man also ohne Probleme machen ;-)

Dann sollten alle immer etwas vorsingen oder tanzen... von Prof. Li initiiert... tjaaa ja. Das war schon irgendwie witzig aber auch recht anstrengend xD

Nachdem dann keiner mehr sooo viel Lust hatte, haben wir mit Gruppenspielen angefangen, die aber auch nicht so gut liefen, da es auf Englisch gespielt werden sollte, was für den Großteil nicht so einfach war.

Diese Pädagogen!

Insgesamt ist es vermutlich das ungewöhnlichste Mondfest gewesen, was in Gongshan stattgefunden hat :-)

Der Unterricht

Ja, ich darf die Senior 3 Schüler unterrichten. Aber es ist eine Menge Arbeit. Zum einen, da ich wirklich guten Unterricht abliefern muss, nicht weil ich danach gefragt wurde, sondern weil es selbstverständlich ist, für die Abschlussklassen und damit auch für die besten Schüler der Schule alles geben muss.

Ansonsten verbringe ich die gesamte Zeit im Office, da dass die Lehrer aus Peking auch machen müssen (Professor. Li hatte mich einmal gefragt, ob ich nicht etwas früher kommen könnte, also gehe ich mal davon aus, dass das alles seine Richtigkeit hat).

Das bedeutet also: Um 7 Uhr aufstehen, mit den Lehrern frühstücken (Nudeln), dann bis 12:30 Uhr im Office sein oder unterrichten. Dann gibt es Mittagessen, gemeinsam mit den Lehrern aus Peking. Bis 14:30 Uhr ist freie Zeit, dann geht der Unterricht bis 17:30 Uhr weiter (bzw. die Zeit im Office). Abendessen mit den Lehrern und von 18:10 Uhr bis 18:50 Uhr findet jeden Tag eine Stunde „Listening“ statt. Danach ist noch Unterricht bis 23 Uhr, hier bleibe ich die meiste Zeit im Office oder höre dem Unterricht andere Englischlehrer zu. Das geht jeden Tag so außer Sonntag, da haben alle eine längere Nachmittagspause (von 12:30 Uhr bis 18:10 Uhr, sehr erholsam!). Jeden Sonntag habe ich dann Dormitory-Dienst, d.h. Ich muss die Schüler um 6:20 Uhr aufwecken und beim Frühsport betreuen, während den Selbstlern-Zeiten beaufsichtigen und um 23:20 Uhr ins Bett bringen (bzw. kontrollieren, ob alle da sind).

Man ist zwar anfangs recht müde, aber man gewöhnt sich dran. Im Office ist es recht entspannt, ich habe viel Zeit um Chinesisch zu lernen oder den anderen Lehrern etwas Gitarrenunterricht zu geben. Ich verstehe mich mit den Leuten aus Peking ziemlich gut, was nicht zuletzt daran liegt, dass deren Englisch nicht schlecht ist.

Als ich das erste Mal meinen Stundenplan in den Händen hielt, habe ich nicht so genau hingesehen, bis ich dann die Wochentage gezählt habe: eins, zwei, … fünf, sechs, SIEBEN? Und wann haben die armen Schüler Wochenende?

“Am Sonntag von 12:30 Uhr bis 18:10 Uhr.“

“Achso... alles klar“.

Meine Aufgabe besteht darin, zusammen mit einem Studenten aus Peking namens Xiao die Schüler auf die „Listening“-Prüfung in Englisch vorzubereiten. Etwa die Hälfte der Stunde geht dabei drauf, der sehr spannenden Kassette zu zuhören, die die kleinen Dialoge vorliest, zu denen die Schüler Fragen beantworten müssen.

Eigentlich hatte Professor Li mir die Auflage geben, den Schülern beizubringen auf Englisch zu denken... aber jetzt muss ich doch erstmal mit dem Buch Unterricht machen, da es Ende September eine Prüfung zum „Listening“ gibt.

Bis jetzt habe ich versucht, meinen Unterricht so interessant wie möglich zu gestalten, in dem ich die Schüler eigene Dialoge habe schreiben lassen und die Mitschüler Fragen (z.T. Aus dem Buch) dazu stellen sollten. Alles in allem macht es wirklich Spaß, auch wenn die Schüler noch ziemlich schüchtern sind und mich recht entgeistert anstarren, wenn ich im Englischunterricht tatsächlich Englisch mit ihnen spreche.

Was weiß ich überhaupt über China?

In letzter Zeit habe ich viel Zeit mit Chinesen verbracht, die NICHT aus NuJiang kommen. Das hat mir gezeigt, dass ich in diesem ganzen Jahr überhaupt nichts über China gelernt habe. So fühlt es sich zumindest an. Das Leben in größeren Städten, nicht nur in Peking, sondern auch schon in Kunming. Überall gibt es unglaublich viele Han-Chinesen. Ist ja auch nicht verwunderlich, immerhin machen sie über 90% der gesamten Bevölkerung Chinas aus. Das es in Gongshan eben genau umgekehrt ist (über 90% Minderheiten) weiß außer den Leuten, die dort waren aber keiner. Es ist nicht so, dass die gesamte Chinesische Kultur anders wäre. Aber es ist definitiv nicht das Gleiche. Die Art, miteinander umzugehen ist in Nujiang viel familiärer als z.B. in Kunming. Man kann hier als Ausländer durch die Gegend laufen, ohne angestarrt zu werden (obwohl die Leute, mit denen ich unterwegs war trotzdem meinten, dass ich angestarrt wurde). Grade erlebe ich eine Art Kulturschock könnte man sagen. Alles ist anders, als ich es kenne gelernt habe, es kommt einem zwar bekannt vor, aber irgendwie scheint es nicht so zu sein, wie man es gewohnt ist, das machen mir die Leute aus Peking oder anderen Orten Chinas doch recht deutlich. Ich bin jetzt sehr gespannt, was mit meinem Bild von China im nächsten halben Jahr geschehen wird. Auf jeden Fall bleibt es spannend!

Einschulung Streetkids

Ich hatte vorher schon mal erwähnt, dass ich bei der Summer school in Liuku mitgeholfen habe. Nun kam der große Tag: Die Einschulung! Jetzt sollte sich zeigen, wie gut unsere Vorarbeit war und wie viele Kinder tatsächlich dieses Jahr auch in die Schule gehen können. Also machten sich Luca, Fiona und ich uns am Sonntag, dem ersten September auf den Weg zur Schule in Xiaoshaba (Liuku). Hier fand auch unsere Summer school statt. Es herrschte allgemeines Chaos und große Verwirrung, schließlich kamen an diesem Tag ja auch alle anderen Eltern und Schüler vorbei um die Schule zu starten. Also teilten wir die neuen Kinder unter uns auf, jeder bekam pro Kind 300 Yuan um die Schulgebühren zu zahlen. Dann ging es los ins Gedränge, Chinesen können sich ja sowieso nicht ordentlich anstellen, wenn es dann darum geht, sein Kind so schnell wie möglich zur Schule anzumelden kann man sich das etwa wie die heiße Schlacht am kalten Buffet vorstellen. Alles in allem hat aber alles gut geklappt, wir konnten sogar zwei Kinder mehr einschulen als gedacht. Da wir aber zwei Stunden länger gebraucht hatten als gedacht, mussten wir uns dann recht schnell verabschieden, denn in Lao Liuku gibt es noch eine andere Schule, an die auch noch ein paar Kinder eingeschult werden sollen. Eigentlich hatte der Schulleiter es abgelehnt, noch weitere Kinder aufzunehmen, aber er hatte aus irgendeinem Grund super gute Laune und hat ohne mit der Wimper zu zucken ALLE Kinder, die wir mitgebracht haben auch eingeschult. Okay, Fiona ist mit Azabä (einem unglaublich süßen Mädchen) mit dem Schulleiter mitgegangen und haben ihm gemeinsam gezeigt, was die Schüler während der Summer school alles gelernt haben. Das hat ihn dann tatsächlich überzeugt! Somit war das ein mehr als nur erfolgreicher Tag und ich kann mich wirklich als glücklich und stolz bezeichnen, dabei gewesen zu sein. Einschulen ist wirklich stressig und anstrengend. Aber die Freude der Kinder, der Eltern und einem selbst danach ist unbezahlbar. „Ja, ihr dürft wirklich in die Schule gehen!“

Nujiang Wunderland

Ich bin jetzt seit einer Weile in Kunming und warte auf die neuen Freiwilligen. Aber es ist mir nicht nur hier aufgefallen, sondern auch schon als ich mich mit meinen Pekinesen unterhalten habe (den Lehrern aus Peking). Nujiang existiert eigentlich gar nicht. Kann es gar nicht. Und wenn, dann gehört es nicht zu China, eigentlich nicht ein mal zu dieser Welt.

Ein Ort, an dem verschiedenste Volksgruppen friedlich nebeneinander leben, mindestens drei verschiedenen Glaubensrichtungen folgen und die Regierung nichts gegen den Bau von Kirchen unternommen hat, ein Ort, an dem sich Menschen aus den unterschiedlichsten Generationen ums Feuer im Haus setzten und gemeinsam Musik machen und dazu tanzen, man Freunde ohne Weiteres zu sich einläd um gemeinsam eine schöne Zeit zu verbringen. Ein Ort mitten im Nirgendwo, einen Berghupfer von Tibet und Myanmar entfernt. Isoliert durch hohe Berge auf allen Seiten. Ein kleines Paradies auf Erden, das nur darauf wartet entdeckt zu werden um sich in all seiner Pracht und Schönheit zu entfalten.

Jedes mal, wenn ich erzähle, wo ich eigentlich herkomme, werde ich etwas verwirrt angesehen „Nujiang?“ „Das hab ich ja noch nie gehört...“

Beginne ich dann zu erzählen, werden die Blicke immer ungläubiger. „Was? Katholische Tibeter? Frauen mit tätowierten Gesichtern? Ein Fluss, der im Winter tatsächlich türkis wird? Das KANN doch gar nicht sein...“

Es stimmt. Jedes mal, wenn ich erzähle erscheint es mir selbst wie ein kleines Wunderland. Einerseits ist alles ja selbstverständlich, da ich schon seit einem Jahr dort lebe und unterrichte, aber anderseits erscheint es wie eine Traumwelt, wenn man sich in einer größeren Stadt wie Kunming befindet.

Alice im Wunderland könnte man diesen Blog auch nennen. Ich wäre mir ziemlich sicher, dass ich schon mehr erlebt habe, als die gute Alice. Aber es war kein Traum! Oder etwa doch...?

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